Winterruhe. Der Winter zieht ins Land. Kälte und oft auch Schnee legt sich wie eine Decke über die Landschaft. Die gesamte Natur verfällt in ein Art von Schlaf - mit Ausnahme des homo sapiens, der entgegen seines Names meint er müsse gerade im Winter aufdrehen: Weihnachtsmärkte, Weihnachtsfeiern, Weihnachtsvorbereitungen. Die Zeit hat ihren ursprünglichen Charakter gänzlich verloren und war daher jener Teil des westlichen Jahreszyklus, den ich in Asien am wenigsten vermisste.
In der Schule verstärkt sich diese Wahrnehmung. Die an sich hohe Taktfrequenz der kurzen Unterrichtseinheiten, die in den Sommermonaten eine deutliche Verlangsamung erfahren müsste, um bei den Kindern Sinnvolles im Gedächtnis zu hinterlassen und bei Lehrern keinen burnout hervorzurufen, wirkt im Winter grotesk. Der Körper fühlt spätestens ab Mitte November, dass es einfach nicht mehr so gehen will, wie die Wochen zuvor. Zuerst wenige, dann immer mehr Kinder schupfen und husten in der Klasse, die Zahl der Krankmeldung steigt. Und dann trifft es schliesslich einen oder eine der Kolleginnen. Dieses Jahr war ich der Erste, der mit der winterlichen Bildungsmaschine nicht mehr mitlaufen konnte und einem mutierten Corona Virus erstmals (!) erlag.
Inzwischen sind drei weitere KollegInnen gefallen. Sie alle sind SoldatInnen, die einen aussichtslosen Krieg kämpfen. Wir alle sind Söldner, die vergessen haben, worum es ursprünglich ging: Erleuchtung sollten wir der nächsten Generation bringen. Ihnen etwas fürs Leben mitgeben, das ihnen dieses angenehmer und erfüllter gestalten würde. Doch wir versagen in diesem System, das dem Lehrer wenig bis gar keine Möglichkeit bietet, den Unterricht wirklich zu gestalten, und werden zu Erfüllungsgehilfen einer obsoleten Machtstruktur, der nichts an Erleuchtung liegt, der mittelalterliche Finsternis als zu Bewahrendes gilt.
Miracle Qestion: Wie wäre es, wenn wir unseren Kindern und Lehrern (vielleicht allen Arbeitnehmern?) statt die Uhren künstlich umzustellen zum Winterbeginn eines jeden Jahres 2 Stunden mehr Schlaf gönnen? Was würde passieren? Was wäre die Auswirkung auf das allgemeine Wohlbefinden?
Die Einhaltung einer Winterruhe ist eine ökologische Frage geworden. Spätestens seit dem ersten großen COVID Lockdown in China im Jahr 2020 sollten uns die NASA Aufnahmen gezeigt haben, dass sich nur durch eine erzwungene Winterruhe einer Gesellschaft der CO2 Gehalt in der Atmosphäre auf ein "überlebensfähiges" Niveau einpendelt. Laut dem französischen Ökologen Jean-Marc Jancovici hätte es 10 derartige Lockdown gebraucht, um eine Klimaerwärmung von nur 1.5ºC zu erreichen.
Die Lockdowns scheinen vergessen, aber wir sollten uns ihrer erinnern. Denn die Einhaltung einer Winterruhe ist eine ökologische Frage geworden, die in unserem eigenen Leben beginnt und von dort in die Welt hinaus ausstrahlt. Nicht wenig Lärm wird rund um uns gemacht, der uns nicht ruhen lässt. Aber es ist notwendig, dass wir zu uns selbst finden. Vor allem in der Schule, wo Einstellungen und Verhaltensweisen für ein ganzes Leben geformt werden.
Science to take home:
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Die Lockdowns scheinen vergessen, aber wir sollten uns ihrer erinnern. Denn die Einhaltung einer Winterruhe ist eine ökologische Frage geworden, die in unserem eigenen Leben beginnt und von dort in die Welt hinaus ausstrahlt. Nicht wenig Lärm wird rund um uns gemacht, der uns nicht ruhen lässt. Aber es ist notwendig, dass wir zu uns selbst finden. Vor allem in der Schule, wo Einstellungen und Verhaltensweisen für ein ganzes Leben geformt werden.
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- Neuroscientist Matthew Walker: Sleep is your superpower
- Why We Sleep by Matthew Walker - Animated Book Summary
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