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The Future of Work & Education

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Über die NATUR EINES VOLKSFEINDES

3/8/2023

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Der norwegische Schriftsteller Henrik Ibsen [1] stellte 1882 in seinem Stück „Der Volksfeind“ [2] grundlegende Fragen zum Funktionieren der Demokratie und dem Wert der Wahrheit. Das niederösterreichische Landestheater verleiht dem Klassiker in einer Neuinszenierung seit 27. Jänner aktuelle Dringlichkeit. [3] Wir waren am 25. Feber in einer Vorstellung mit anschließender Publikumsdiskussion und verbinden unsere Eindrücke in diesem Essay mit aktuellen Themen lokaler und globaler Dimension.
 
Der Volksfeind
 
Es ist eine typische Situation, die wohl in jeder – auch undemokratischen – Kleinstadt vorstellbar ist. Ein Geschwisterpaar ist in führenden Gemeindefunktionen, die Schwester ist Bürgermeisterin, der Bruder leitender Arzt der städtischen Kuranstalt. Dieser untersucht das Thermalwasser und stellt fest, dass es mit krankheiterregenden Keimen verunreinigt ist. Er fühlt sich Wahrheit und Wissenschaft verpflichtet, schreibt einen Bericht und will die Allgemeinheit darüber informieren.
 
Seine Schwester ist pragmatische Politikerin, die den Ruin der Stadt voraussieht, sollte die Verunreinigung des Thermalwassers ans Licht kommen. Die Kuranstalt ist die wichtigste Säule der lokalen Wirtschaft. Sie fühlt sich dem ökonomischen Überleben der Gemeinde verpflichtet und setzt alle Hebel in Bewegung, ihren Bruder mundtot zu machen. Es entfacht ein theatralisch verstärkter Geschwisterkonflikt, der wohl von Ibsen beabsichtigt, den ewigen Kampf innerhalb des Menschengeschlechts widerspiegelt: homo homini lupus.
 
Der Arzt, Dr. Stockmann, geht seinen Weg der Wahrheit anfänglich selbstsicher und mit der Unterstützung seiner Tochter Petra, die in der Neuinszenierung als jugendliche Vertreterin der Fridays for Future oder der Letzten Generation zu sehen ist. Ihr Vater sucht im Redakteur der lokalen Zeitung und einem regionalen Verleger Verbündete, um der Wahrheit zum Erfolg zu verhelfen. In der Einflussnahme auf die Medienvertreter entscheidet sich im Stück der Kampf zwischen Bruder und Schwester.
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Die Bürgermeisterin lenkt geschickt die Aufmerksamkeit von Redakteur und Verleger auf die unmittelbare wirtschaftliche Bedrohung durch das Ausbleiben der Kurgäste und schiebt dadurch die Bedenken hinsichtlich der Thermalwasserverunreinigung in weite Ferne. Der Kämpfer im Dienste von Wahrheit und Wissenschaft wird in weniger als einer Stunde diffamiert und zum egoistischen Volksfeind erklärt, dem die abstrakte Wahrheit wichtiger ist als das Wohl der Gemeinschaft.  
 
Ähnliche „plots“ kennen wir hierzulande durch die Piefkesaga [4] und die jüngste mediale Diskussion um die Millioneninvestitionen im Skitourismus [5], der immer deutlicher langfristige ökologische Notwendigkeiten kurzfristigen ökonomischen Interessen opfert. Aber auch global betrachtet, hat vor allem die Ausnahmesituation Covid-19 gezeigt, wie wenig die gesellschaftlichen Entscheidungsträger den Zusammenhang zwischen der Pandemie, notwendiger wirtschaftlicher Transformation und Klimakrise verstanden haben. So wie in Ibsens Theaterstück droht uns als „globales Dorf“ die sechste Artenvernichtung, aber wir treffen kurzfristige Entscheidungen entlang überholter wirtschaftlicher Paradigmen.
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Die Publikumsdiskussion
 
In der an die Aufführung unmittelbar anschließenden Publikumsdiskussion, zu der etwa 30 Gäste und das Theaterensemble samt Dramaturgin erscheinen, spiegeln sich Kernaussagen des Stückes wider. Fragen zur Mündigkeit der Mehrheit, zur demokratischen Meinungsfindung und dem Zweck der Wahrheit werden in den Wortmeldungen der Teilnehmer regelrecht parodiert. Ein älteres Paar der offensichtlich gehobenen sozialen Schicht begnügt sich damit, die Schauspieler zu loben und vergisst darüber hinweg auf den Inhalt einzugehen. Ein Gelehrter wirft mit Zahlen und Statistiken um sich und prophezeit drei Jugendlichen der Friday for Future Bewegung, dass bald eine Lösung zur Klimakrise gefunden werde. Die Jugendlichen kontern mit anderen Zahlen, und wirken wie ahnungslose Söldner eines Krieges, der von anderen angezettelt wurde. Es herrscht wie in der Demokratie üblich Uneinigkeit. Es mangelt an einem gemeinsamen Ziel, und noch viel mehr: einem gemeinsamen Weg dorthin.

Ist das Volk unfähig zu regieren? Ist die Demokratie ebenso wie der Kommunismus eine hehre Illusion, die sich Intellektuelle mangels Menschenkenntnis auserdacht haben? Ist die Demokratie nichtsdestotrotz das kleinste Übel unter allen Regierungsformen, wie Winston Churchill einst berühmt sagte? Müssen die aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammenden Mechanismen der Demokratie generalüberholt werden, um jene Entscheidungen zu treffen, die uns derzeit notwendige Lösungen finden lassen? Oder ist der Mensch evolutionäre Ausschussware?

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Was bewegt die “Letzte Generation“?
 
Ähnlich wie die drei Mitglieder der lokalen Friday for Future Bewegung in der Volksfeind-Publikumsdiskussion, haben die Journalisten Anna Mayr und Bernd Ulrich im Magazin der Zeit vom 16.2 [6] drei Protagonisten der Letzten Generation zum Gespräch oder sollte ich eher sagen zum Verhör gebeten. Der raue Unterton ist mir als erstes aufgefallen: will man hier Systemgegner (sprich Volksfeinde?) verurteilen oder in einem freundlichen Gespräch die Motivation von jungen Menschen hinterfragen, ihr Leben in den Dienst einer notwendigen Systemveränderung zu stellen?
 
Dieses Interview im Magazin der Zeit zu finden ist an sich schon etwas eigenartig. Eingebettet zwischen ganzseitigen Werbeeinschaltungen zu Luxusuhren, Luxustaschen, Trendberichten über Beanie-Mützen, findet man elf (!) Seiten mit stilisierten Schwarzweißaufnahmen von der 20 jährigen Carla Rochel, dem 38 jährigen Raul Semmler und der 23 jährigen Aimee van Baalen, drei zentralen Figuren der deutschen Bewegung, die bereits über 1000 Mitglieder zählen soll. In der Ausgabe der darauffolgenden Woche wird anstatt der Letzten Generation die italienische Rockband Maneskin gefeatured. Nur damit wir wissen, mit wem wir es hier in punkto Status zu tun haben. Askese trifft auf Extravaganz und Völlerei.
 
Sie sind also Stars einer Gesellschaft - oder soll man sie Anti-Stars nennen - die mit sich selbst nicht mehr im Reinen ist. Ansonsten würden sie in der großformatigen Zeit im Feuilleton oder im Dossier ihre Antworten zu ontologischen, aus einem Milan Kundera Roman stammenden, Fragen wie dieser geben: Wann haben sie ihre Leichtigkeit verloren? Gemeint ist: wann mussten die Mitglieder der letzten Generation ihre Kindheit aufgrund der bedrückenden Realität einer nicht abzuwendenden Klimakrise aufgeben? Es werden junge Menschen interviewt, die schlicht erkannt haben, dass wir nicht so weitergehen kann wie bisher. Menschen, denen ihr ruhiges Leben genommen wurde, denen die Auseinandersetzung mit der Realität keine andere Wahl ließ.
 
Zeitgeist Klimakrise. Es ist aus mit den „goldenen Jahren“, mit dem Frieden, mit unreflektiertem Wachstum. Es ist Schluss mit lustig. Das Resultat sind Jugendliche und junge Erwachsene, die keine Perspektive mehr haben, die anstatt innerhalb des herrschenden Systems ihren Platz zu suchen, dieses offen angreifen und sabotieren. Sind diese Menschen anders als islamische Fundamentalisten oder reaktionäre Neonazis? Was haben sie mit anderen Randgruppen gemeinsam, was unterscheidet sie von diesen?
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Ich mußte mich beim Lesen des Interviews mehrmals an Weltentwerfen erinnern, einem Buch des Hamburger Designers Friedrich von Boerries [7]: „Wir haben Strukturen überwunden, die nicht effektiv sind”, sagt Van der Baalen. Welche Strukturen meint sie damit? Jene hochgeschätzten aber nicht mehr funktionierenden Strukturen der westlichen Demokratie? Warum funktionieren diese Strukturen nicht mehr? Oft habe ich in den letzten Jahren die Demokratie als ein System kritisiert, das Demokraten an Verfassungen hängen läßt, ähnlich wie Bibelchristen jedes Wort eines vor 2000 und mehr Jahren geschriebenen Buches in der Gegenwart leben wollen.
 
Die Demokratie stammt aus dem 19. Jahrhundert, einer Zeit in der Innovationen zwischen 20 und 50 Jahren brauchten, um aus der Taufe gehoben zu werden. Eine Zeit in der wenige als eine Milliarde Menschen auf der Erde lebten und einen Bruchteil der acht Millarden heute lebenden Konsumenten verbrauchten. Innovationszyklen haben sich in vielen Industrien auf sechs Monate reduziert und damit der output an neuen Produkten – egal ob für die Gesellschaft oder den Planeten von Vor- oder Nachteil – exponentiell beschleunigt. Ein Beispiel das mir ad hoc einfällt, ist der durch einen vorübergehenden data-goldrush angetriebene Erfolg von Mietfahrrädern in China, der bis in den Westen schwappte, und erst nach einer gigantischen Vergeudung von Rohstoffen, Arbeitskraft und Finanzmitteln, auf der Halde endete.
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Xiamen, China, 2017. Halde von falsch geparkten Mietfahrrädern.
Können wir uns als Menschheit – auf einem Planeten, der endliche Mittel zur Verfügung stellt – derartige Verfehlungen noch leisten? Natürlich nicht, aber die Systeme, die diesen Verfehlungen Einhalt gebieten sollen, der Markt und die Politik, versagen – und zwar egal ob gelenkter Staatskapitalismus oder freie Marktwirtschaft draufsteht. Das Label verheimlich nur, wie der Historiker Harari schrieb, dass die Systeme inhaltlich derselben Religion huldigen: Wachstum. Hinter Wirtschaftswachstum versteckt sich jedoch ein moralisches Problem, welches der Umweltschützer Gus Speth mit Gier, Apathie und Ignoranz beschrieben hat.

Die Klimakrise als Prisoner’s Dilemma
 
Eine Kultur der Maßlosigkeit erzeugt maßlose Menschen, die ihre Freiheiten ausleben wollen, aber ihre Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft nicht wahrnehmen. Mit etwas Berechtigung fragt sich der einzelne am unteren Ende der Hackordnung, warum er sich mäßigen soll, wo doch die Oberschicht bekanntlich den größten CO2 Fußabdruck hat, indem sie weder auf ihre Langstreckenflüge und transatlantischen Urlaube noch auf SUVS und argentinische Steaks verzichten will.[8] Wer kann einem da schon einen Vorwurf machen, wenn man billiges Hackfleisch von Lidl brät oder frustriert die Red Bull Dose in die Hecke des Gemeindebaus donnert? Die Klimakrise ist ein Klassenproblem [9] und erst die Überwindung der Klassentrennung wird dies lösen. Denn: ein ökonomisch marginalisierter Mensch interessiert sich nicht für den Klimawandel oder Biodiversitätsverlust.
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Das Prisoner’s Dilemma oder zu Deutsch Gefangenendilemma [10] ist ein wichtiges Element der Spieltheorie. Es handelt sich dabei um eine Situation, in der die einzelnen Entscheidungsträger immer einen Anreiz haben, sich so zu entscheiden, dass das Ergebnis für die Gruppe nicht optimal ist. Das Gefangenendilemma konnte in mehreren Aspekten des Kapitalismus nachgewiesen werden. Es ist sowohl auf die Bildungskrise [11] wie auch auf die Klimakrise anwendbar und stellt essentiell die Frage nach der Gruppenzugehörigkeit.
 
Im klassischen Beispiel von zwei Gefangenen, die bei Kooperation aus dem Gefängnis ausbrechen können, während nur einer eine unsichere Belohnung erhält, wenn er den anderen beim Gefängniswärter verpfeift, wird leicht übersehen, dass auf kapitalistische Gesellschaften umgelegt, die Besitzer von Produktionsmitteln die Gefängniswärter repräsentieren, während die Gefangenen die Arbeiter sind. Ähnlich wie in der Bildungskrise sollte man jedoch angesichts der Klimakrise hinsichtlich der Spieltheorie einen Dimensionssprung vornehmen, denn das suboptimale Ergebnis von Einzelentscheidungen betrifft nicht zwei Gefangene, die kooperieren können, sondern die Kooperation zwischen Gefangenen und Gefängniswärtern.
 
Von einer ökologischen Perspektive aus betrachtet sind sowohl Gefangene wie auch Gefängniswärter Teil eines Systems, das überlastet ist und droht zusammenzubrechen. Nur das Bewusstsein, dass wir alle Mitglieder einer einzigen Menschheitsfamilie sind, die verfügbare Ressourcen fair teilen muss und Verschwendung eliminieren kann, indem sie staatlichen Wettbewerb abschafft und globale Infrastrukturen wie etwa im Bereich der Energieversorgung herstellt, kann die Klimakrise überwinden.
 
Solange wir uns binär in Form von in-Gruppen und out-Gruppen organisieren, werden wir Herausforderungen globaler Dimension nicht bewältigen können. Unsere nationalstaatlichen Mechanismen sind aber danach ausgerichtet, Menschen durch einen Reisepass als Zugehörige einer Gruppe zu definieren. Unsere parteipolitischen Strukturen sind danach ausgerichtet, Angehörige einer Partei zur in-group zu zählen, was Angehörige einer anderen Partei zur out-group macht. Unsere Religionen funktionieren entlang derselben Muster.
 
Das Überwinden von ineffektiven Mechanismen, wie die Mitglieder der Letzten Generation konstatieren, bedeutet also im Kern, sich nicht mehr in ideologische Lager einteilen zu lassen, sondern lösungsorientiert - über alle Klassen hinweg - Allianzen einzugehen, die sich wirklichem Fortschritt und somit der Meritokratie verschrieben haben. In diesem Zusammenhang muß betont werden, dass das Einparteiensystem zumindest theoretisch als ein Fortschritt gegenüber dem Mehrparteiensystem erkannt werden kann, sofern es sich dem Fortschritt verpflichtet und nicht wie meist praktisch der Fall, der Unterbindung von berechtigten Meinungen.
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Umweltschutzkommission St. Pölten
 
In der letzten Sitzung der Umweltschutzkommission, die etwa alle zwei bis drei Monate von DI Thomas Zeh, dem Leiter der Umweltabteilung des Magistrates ausgeschrieben wird, um über Themen des städtischen Umweltschutzes mit Repräsentanten der Zivilgesellschaft zu diskutieren, gingen die Wogen hoch. Auf der Agenda stand die Verleihung eines Preises an die ehemaliger Leiterin der Umweltschutzabteilung, DI Leutgeb-Born, die erfolgreiche Einreichung des fit4urban Projektes durch Stadtplanering Carina Wenda und als Haupttagungspunkt die Vorstellung einer großen Biotop-Studie durch Dr. Thomas Denk – dem inoffiziellen Stadtbiologen.
 
Ich war wegen letzterer Studienpräsentation erstmals Teilnehmer der Umweltkommission und wurde von einem Thema überrascht, welches ich nicht am Radar hatte: den Bau des niederösterreichischen Polizeitrainigszentrums im Westen der Stadt. Ein betroffener Bewohner des Stadtteils brachte mit einem Vertreter einer Umweltschutzorganisation einen Antrag auf Re-evaluierung des Projektes ein und kritisierte äußerst eloquent die Mediokratie, welche die sozialdemokratische Stadtregierung implementiert. Es war ohne Einbeziehung der Anrainer dieses seit Jahren größte Bauprojekt der Stadt entschieden worden, obwohl diesen anstatt der drohenden Lärmbelastung durch Hubschrauber und Übungshallen für Langfeuerwaffen ein Wald mit mehreren tausend Bäumen versprochen worden war.
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Nun handelt es sich bei diesem Thema um keines, das in den klassischen Umweltschutz fällt, wenn man Lärmbelastung von Menschen nicht als Materie des Umweltschutzes im engeren Sinne erachtet, aber nicht nur die Art der Entscheidungsfindung, wie auch die politischen Motive dieses lokalen Falles sind ein Bilderbuchbeispiel, welches Mitglieder der Letzten Generation als „ineffektive Mechanismen“ anprangern. Die Entscheidung der Stadt den geplanten und den Anrainern versprochenen Wald ohne Diskussion mit einer neun Hektar großen Gebäudestruktur zu ersetzen, die 1600 Arbeitsplätze in die ehemalige Industriestadt bringt, ist ökonomisch nachvollziehbar – sozial gesehen ist sie inakzeptabel.
 
Nichtsdestotrotz gibt der sozialdemokratische Vizebürgermeister Ludwig eine Verteidigungsrede des Projektes zum Besten, die inhaltlich leer ist und die jeder achtsame Mensch wie ich nun schon öfters feststellen musste [12] als eklatante Unwahrheit empfinden muss. Auf die Frage, seit wann mit dem Innenministerium über das Polizeitrainingszentrum verhandelt wird, erwidert er mit einer typischen Ausrede sinngemäß „Mir stehen keine Detailinformationen zur Verfügung, aber diese Verhandlungen haben ohne Zweifel erst nach der Bewerbung des Stadtteiles als grünes Siedlungsgebiet begonnen und haben sich nicht überschnitten.“
 
Faktum ist, dass sich die Stadtregierung eines der ökonomisch wichtigsten Projekte der kommenden Jahre gesichert hat, die nach dem Abzug der niederösterreichischen Landesregierung aus Wien, noch einmal 1600 von der Bundesregierung finanzierte Beamten-Arbeitsplätze in die Region bringt. Die Abwägung zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Auswirkungen auf ein Ökosystem stehen also in diesem Fall ebenso im Zentrum wie in fast jeder klassischen Fragestellung von Umweltschutz und Klimawandel und es ist nicht per se zu kritisieren, dass man der Wirtschaft Vorzug gegeben hat, sondern dass keine Interaktion mit den Betroffenen eingegangen wurde, um die Auswirkungen bestmöglich einzudämmen. [13] Wie schon so oft in St. Pölten wird das Vertrauen der Bürger schwerstens verletzt und somit nur schwer wieder aufzubauendes „social capital“ zerstört.
 
Diese Zerstörung von Vertrauen wie sie ua der Politikwissenschafter Francis Fukuyama[14] in mehreren Büchern beschrieben hat, entsteht durch mangelhafte Transparenz, wiederholte unwahre Aussagen, von der Realität enthobene Politiker, denen ihr kurzfristiger Machterhalt wichtiger ist als das langfristige Wohl von Bürgern und Umwelt. Hier schliesst sich der Kreis zwischen der Umweltschutzkommission in St. Pölten und Henrik Ibsens Theaterstück „Der Volksfeind“ und erhält eine beachtliche Pointe nach der Präsentation der Biotop-Studie wegen der ich ursprünglich diesem lokalpolitischen Schauspiel beiwohnte. Als ich den Autor Dr. Denk frage, ob er uns eine Kopie seiner Studie zukommen lassen kann antwortet er sinngemäß, dass er das nicht wisse. „Schliesslich ist die Studie im Auftrag der Stadt entstanden. Und in St. Pölten ist es nicht üblich, dass derartige Berichte an die Öffentlichkeit gehen. Und wenn, dann nur zögerlich.“ Auf meine Feststellung, dass die Studie mit Steuergeld erstellt worden sei, ernte ich ein Seufzen und Achselzucken.
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14 Volksfeinde im Hammerpark
 
Im St. Pöltner Hammerpark steht eine Skulptur, in die mich vor einiger Zeit unser Sohn geleitet hat. Im Inneren der Halbkugel findet man 14 Namen und befindet sich quasi in einem geschlossenen, von der Umwelt abgeschnittenen Raum. Ich drehte mich um meine eigene vertikale Achse und las die Namen auf den Schildern, ging aus der Halbkugel wieder raus in den Park und las die Beschreibung der Skulptur. Ich ging wieder rein. Der vom Park abgeschlossene, aber durch die Öffnung der oberen Kugelhälfte doch mit der Welt an sich verbundene Raum beeindruckte mich.
 
Es waren die Namen von 14 Widerstandskämpfern, die gegen Ende des Krieges im Jahre 1945 im Hammerpark ermordet worden waren. Mir fuhr ein Schauer über den Rücken. Denn damals vor etwa zwei Jahren erkannte ich das erste Mal, dass meine Entscheidung im Jahr 2016 in die Resistance zu gehen und die zweite Hälfte meines Lebens der Umweltbildung zu widmen anstatt weiterhin in der Wirtschaft unerfüllt Geld zu scheffeln, sehr wohl mit diesen Widerstandskämpfern verglichen werden kann.
 
Die außergewöhnlich traurige Geschichte dieser 14 Personen, die zu Ende des zweiten Weltkrieges von Mitbürgern in Uniform hingerichtet wurden, führt uns klar vor Augen, wie ähnlich der Fall Klimaaktivist und Widerstandskämpfer ist und wie schnell die Rollen, die man im Gefangenendilemma einnimmt, sich ändern können. Nur wenige Wochen später waren die Hinrichtenden zu Kriegsverbrechern geworden und die Volksfeinde zu Märtyrern. Es ist natürlich immer eine Frage der Perspektive, wie man Menschen einordnet und welche Rollen man ihnen zuteilt, aber der der Wahrheit verpflichtete Humanist, weiß daß die Einordnung immer wieder neu im jeweiligen Moment erforderlich ist.  
 
Umgelegt auf die Gegenwart ist dennoch ein gewisser geistiger Sprung vorzunehmen, der manchen meiner Gesprächspartner schwerfällt. Kann man denn die Klimakrise mit dem Nationalsozialismus vergleichen? Ich antworte meistens mit einer Gegenfrage: Warum vergleicht man - wie etwa im zuvor erwähnten Zeit-Magazin - Klimaaktivisten mit Fundamentalisten oder Rechtsradikalen? Entbehrt dies nicht jeder Grundlage? Ist es nicht so, dass Klimaaktivisten die Gesellschaft nicht zerstören, sondern die Mitbürger darauf aufmerksam machen wollen, dass sie sich selbst zerstört?
 
Das wollen viele nicht einsehen, denn die Mehrheit, so glaubt man hat Recht, und vor allem dann, wenn sie sich das „label“ Demokratie aufheften kann. Aber hat eine Mehrheit Recht, die den Planeten unbewohnbar macht und große Teile der Bevölkerung ökonomisch marginalisiert? Sind die reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung, die 49% der Treibhausgase verursachen, nicht vergleichbar mit der nationalsozialistischen Herrenrasse, die den Untermenschen den Gar ausmachen will? „Aber sei doch nicht so extrem, höre ich da oft. Dieser Vergleich ist doch vollkommen überzogen.“ Nein, das ist er nicht.
 
Die Halbkugel im Hammerpark zeigt räumlich nachvollziehbar, dass Volksfeinde eine in der Minderheit befindliche out-Gruppe darstellen, die in einer stark konformen Gesellschaft wie dem Nationalsozialismus von der in-Gruppe ermordet werden dürfen. Wir leben in der Gegenwart wiederum in einer stark konformen Gesellschaft, die Reichtum in den Händen weniger konzentriert und die mangelhafte Verteilung von Wohlstand durch Scham und Schuld aufrechterhält. Es ist daher für die konservative „Mehrheit“, die sich ihre Privilegien nicht nehmen lassen will, noch immer in Ordnung die Letzte Generation zu verurteilen; und die von der Mehrheit gewählten Politiker können weiterhin Steuergelder für Fußballstadien [15], Skizirkus [16], Olympische Spiele in austrocknenden Städten [17], FIFA Worldcups in Wüstennationen, oder wie im Falle von St. Pölten für eine pompöse Musikschule [18] ausgegeben werden, obwohl zeitgleich die Infrastruktur der Pflichtschulen oft an Kriegsgebiete erinnert. [19]
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Weiterlesen:
  • Zu den deutschen Bundestagswahlen 2018 und der Lähmung der Demokratie: https://www.mingong.org/blog-en/the-anatomy-of-democratic-destructiveness
  • Über den Spielfilm Downsizing und die Unmöglichkeit die Klimakrise durch Umwelttechnologie zu bewältigen: https://ark.greensteps.me/page/downsizing-our-upscaling/
  • Zu agiler Demokratie und Meritokratie als Alternative zum Status Quo: https://ark.greensteps.me/page/on-agile-democracy-and-spheres-of-justice/

[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Henrik_Ibsen
[2] https://en.wikipedia.org/wiki/An_Enemy_of_the_People
[3] https://www.landestheater.net/de/spielplan/spielzeit-2022-23/ein-volksfeind-oder-das-ringen-um-wahrheit
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Piefke-Saga
[5] https://www.derstandard.at/story/2000143764538/skifahren-um-jeden-preis-orf-schauplatz-ueber-den-millionenaufwand-in
[6] https://www.zeit.de/zeit-magazin/2023/08/letzte-generation-mitglieder-motivation-klimaaktivismus
[7] https://www.mingong.org/blog-en/a-lucid-manual-for-transformation-by-architect-friedrich-von-borries; https://www.mingong.org/blog-en/book-review-design-theorist-friedrich-von-borries-on-how-to-project-the-world
[8] https://www.oxfam.org/en/press-releases/worlds-richest-10-produce-half-carbon-emissions-while-poorest-35-billion-account
[9] https://kontrast.at/andreas-kemper-interview-klasse/
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Gefangenendilemma
[11] https://www.mingong.org/blog-en/on-the-education-crisis-and-the-prisoners-dilemma
[12
] Beschwichtungsrede von VMB Ludwig im Gemeinderat und der Gegenrede von Gemeinderat Niko Formanek
[12] Der betroffene Anrainer bringt vor, dass mit wenig Aufwand im Vergleich zu den erreichbaren positiven Auswirkungen das Projekt örtlich etwas versetzt hätte werden können, wenn man Entschädigungszahlungen für Landwirte im Baugebiet in Kauf genommen hätte.
[13] https://www.darkmatteressay.org/the-great-disruption-by-francis-fukuyama.html
[14] https://www.linza.at/117-millionen-explodieren-jetzt-auch-die-kosten-fuer-die-lask-raiffeisen-arena/
[15] https://www.derstandard.at/story/2000143764538/skifahren-um-jeden-preis-orf-schauplatz-ueber-den-millionenaufwand-in
[16] http://www.mycountryandmypeople.org/01-blog-2133823458/beijing-2022-on-chinese-nationalism-western-bigotry-and-global-sustainability-of-large-scale-sporting-events
[17] https://kurier.at/chronik/niederoesterreich/sankt-poelten/erster-blick-auf-neuen-musik-und-kunstschulcampus-in-st-poelten/401406423
[18] beispielsweise NMS Viehofen oder VS Ratzersdorf
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Heimat, klimawandel, Grundeinkommen - was hat das miteinander zu tun?

2/4/2023

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Die Landtagswahlen im größten Bundesland Österreichs am 28.Januar 2023 haben eine gefährliche politische Veränderung zu Lichte gebracht, die in mehr oder weniger starkem Ausmaß in ganz Europa und außereuroäischen Demokratien um sich greift. Die rechtsnationale FPÖ konnte im Kernland der Volkspartei deren absolute Mehrheit brechen und ist - bei hoher Wahlbeteiligung - zur zweitstärksten Kraft im Landtag geworden.[1] Jüngste Hochrechnungen zeigen, dass die FPÖ zur bundesweit stärksten Fraktion avanciert ist und daher mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem rechtsnationalen Herbert Kickl 2024 den Bundeskanzler stellen wird.[2]
 
Leider ist selbst professionellen Beobachtern wie Gästen beim österreichischen Rundfunk[3] und Korrespondenten der Zeit in Hamburg, Zürich und Wien[4]  nicht bewusst, welche Ursachen und welche Tragweite diese Veränderungen haben, und noch schmunzelt man über den Wahlausgang. Das Erstarken der AfD läßt jedoch Parallelen erkennen, die über die Grenzen hinweg verbinden – und in einem ist man sich einig: es fehlt den regierenden Parteien an einem Programm, das die Wähler begeistern könnte. Die politischen Gruppierungen, die sich zwischen dem postmodernen Grün und dem modernem Orange verorten, stecken in einer Sackgasse. Anstatt gemeinsam an einem Weg zu arbeiten, der uns ins integrale Türkis führt, rutschen wir in ein selbstzerstörerisches Bernstein ab.
 
Das Problem ist mit den agierenden Organisationen und den agierenden Personen eng verbunden. Denn diese sind verfassungsrechtlich institutionalisiert und damit agieren sie in starren Bahnen, die für eine agile Transformation und „change management“ ungeeignet sind. Politische Gruppierungen wie Volkspartei oder Sozialdemokraten sind aussterbende Fossile, die nicht mehr die Realität des Klassenkampfes widerspiegeln. Während die Sozialdemokraten kurz nach dem zweiten Weltkrieg etwas 50% der Arbeitnehmer in ihrem Lager zählen durfte, machen Arbeiter in postmodernen Wirtschaftssystemen nur mehr etwa 15-20% der Erwerbstätigen aus. Ebenso ist die Gruppe der Kleinbürger und Bauern, die traditionellen Wähler der Volkspartei durch Inflation und Globalisierung stark geschrumpft.
 
Dieser Moment der allgemeinen Unzufriedenheit und Desorientierung ist zu nutzen. Nicht um das Abdriften nach rechts zu unterstützen oder unsere Gesellschaften in linksextremes Chaos zu leiten, sondern um einen wahren evolutionären Sprung zu ermöglichen. Wir laden frei nach Frederic Laloux ein, in eine neue Phase der menschlichen Entwicklung einzutreten, und wissen, dass es viel Mut bedarf sich auf ein derartiges Abenteuer mit bisher Unbekannten einzulassen. Aber was bleibt eigentlich anderes übrig? Es ist unwahrscheinlich, dass wir innerhalb der bestehenden politischen Rahmenbedingungen eine Veränderung herbeiführen. Der Impuls muss von außen kommen.
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Unterschiedliche Stimmen beklagen seit Geraumen den Zerfall der Gesellschaft, den Abbau von Sozialleistungen[5], die Akkumulierung von Wohlstand[6], Korruption auf nationaler und europäischer Ebene und die unausweichliche Transformation des Arbeitsmarktes.[7] Die Demokratie ist in einer systemischen Krise. Von Schweden bis Italien und von Indien bis in die USA. Was der französische Soziologie Emile Durkheim zu Beginn der industriellen Revolution als Anomie bezeichnet hat, greift wie ein politisches Virus um sich.[8] Der dt. Verfassungsjurist und Literat Bernhard Schlink glaubt, dass ein allgemeines Dienstjahr die passende Impfung ist: dieses könnte die Gesellschaft bei ansprechender Entlohnung zusammenhalten.[9]
 
Ob ein Jahr anständig bezahlter Dienst an der Gesellschaft ausreichend ist, um sich ein Leben lang einer Gesellschaft zugehörig zu fühlen und zu deren Erfolg beizutragen zu wollen, können wir nicht abschließend beantworten. Die Erfahrungen aus dem österreichischen Zivil- und Wehrdienst verneinen diese Annahme. Die Wiedereinführung der Wehrpflicht in Schweden[10] ist zwar in der Bevölkerung populär, beruht aber auf der unmittelbaren Bedrohung durch Russland. Sie ist kein Modell, dass Verantwortung für die Gesellschaft in Friedenszeiten schafft.
 
2016 haben mutige Schweizer ein bedingungslosen Grundeinkommen gefordert und immerhin die Unterstützung von fast einem Viertel der Bevölkerung erhalten.[11] Das Grundeinkommen strukturiert im Kern eine Neuverteilung von Wohlstand und gibt eine Antwort auf die Transformation des Arbeitsmarktes. Fortschreitende Automatisierung und technologische Produktivitätssteigerungen machen die Erwerbsarbeit zu einem Auslaufmodell. Die Alternative ist jedem Mitbürger eine Art Dividende am Volkswohlstand auszuzahlen.
 
Die Meinungen zum Grundeinkommen teilen sich. Nicht nur gibt es Befürworter und Ablehner, sondern auch unter den Befürwortern findet man keinen gemeinsamen Nenner, um für dieses visionäre Konzept die notwendige Energie zur Umsetzung zu bündeln. So hat sich etwa der Hamburger Ökonom Thomas Straubhaar vom Schweizer Referendum distanziert, weil er nur eine Grundsicherung, aber kein Grundeinkommen für volkswirtschaftlich umsetzbar sieht.[12]
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Das bedingungslose Grundeinkommen ist idealistisches Gedankengut, welches in einer kleinen, eher homogenen Gesellschaft entstanden ist. Wie kann es in einer heterogenen Gesellschaft funktionieren, der es durch wiederholte und anhaltende Immigration, ausgelöst durch Klimawandel und Krieg, an einer kulturellen Identität mangelt? Wie kann man Verantwortung für eine Gesellschaft in Menschen entstehen lassen, die kein Gefühl für Heimat an einem Ort empfinden, an dem sie als Erwachsene erst kürzlich angekommen sind? Wie kann man eine Einstellung des Miteinanders bei den „Eingeborenen“ wecken, die sich zunehmend in ihrem Lebensraum verdrängt sehen?
 
Die Antworten auf diese Fragen sind nur teilweise in einer Grundsicherung oder einem bedingungslosen Grundeinkommen zu finden, insbesondere wenn sich derartige Konzepte nur auf sozioökonomische Aspekte der industriellen Revolution beziehen.[13] Es fehlt in dieser Debatte die ökologische Komponente, welche unseren Überlebensraum miteinbezieht und ein etwaiges Grundeinkommen sprichwörtlich an den Boden unter unseren Füßen bindet. Denn egal woher wir kommen, es kommt nur darauf an, wo wir sind und wohin wir gehen.
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Unser Beitrag zur Debatte ist ein neuer Begriff von Heimat, der lokale Verankerung erlaubt, und globale Verantwortung fordert. Wir schlagen ein bedingtes Grundeinkommen vor, das an die lebenslange Erbringung von Leistungen an die Gesellschaft und lebenslanges Lernen gebunden ist. Dieses bedingte Grundeinkommen ersetzt alle anderen Sozialleistungen des Wohlfahrtstaates, vereinfacht die Verwaltung von Steuergeldern und erübrigt die Steuerung der Gesellschaft. Es vertraut einerseits darauf, daß sich jeder Mensch nach einer gewissen Anpassungszeit an die neuen Rahmenbedingungen, sinnvoll einbringen möchte, führt aber andererseits checks and balances ein, die einen Mißbrauch gesellschaftlicher Transferzahlungen unterbinden.
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Ein bedingtes Grundankommen, welches an gesellschaftlicher Teilhabe gebunden ist, führt früher oder später zu tieferer Integration aller. Ein bedingtes Grundeinkommen ist die letzte Stufe gesellschaftlicher Evolution, welche die Übel Isolierung, Einsamkeit, Langeweile und Sinnlosigkeit sowie alle damit verbundenen psychischen Erkranken eliminiert. Es ist die Krönung des Sozialstaates, welcher uns ohne Frage viele Verbesserungen gebracht hat, aber uns zweifellos mit fortschreitender demographischer Überalterung[14] und steigenden mentalen Erkrankungen vor neue Herausforderungen stellt.  
 
Ein bedingtes Grundeinkommen, welches an lebenslange Bildung[15] gebunden ist, ermöglicht in Zeiten des Klimawandel und der Biodiversitätskrise eine Verknüpfung der sozialen und ökologischen Dimension des Menschseins. Die Humanisten unter uns wissen, daß Ökonomie soviel bedeutet, wie das Gesetz des Hauses, während die Ökologie, die Lehre über das Haus ist. Es ist Zeit, daß wir diese beiden Konzepte zusammenführen: Im Haus, das wir bewohnen, muß ein gewisses Maß an Ordnung herrschen, eine Ordnung, die unser Überleben ermöglicht und dieses Haus nicht einstürzen läßt. Ein bedingtes Grundeinkommen kann nachhaltige Verhaltensweisen inzentiveren und klimaschädliches Verhalten unattraktiv machen. Keine Frage, viele von uns werden anfänglich weit aus ihrer Komfortzone rausmüssen, und es wird eine Weile dauern bis sich die emotionalen und psychischen Bereicherungen, die ein neues Miteinander mit sich bringt, bemerkbar machen. Der Verlust von gewohnten Annehmlichkeiten wird uns anfangs überwältigen, aber das Unwohlsein wird verebben und eine kraftbringende Erneuerung sich einstellen.
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Weiterlesen:
  • Grundsicherung: Ist der Mensch reif dafür?  
  • Vererbte Bildung und soziale Mobilität
  • On Spheres of Justice and Agile Democracies
  • The Evolution and Future of Work
  • Martin Ford, Enlightened Marxist or Apocalyptic Technocrat?
  • Metropolis (1927) and its current relevance
  • The Human Being as Ecosystem Service Provider
  • On the Value and the Management of Commons

Endnoten:
[1]https://de.wikipedia.org/wiki/Landtagswahl_in_Nieder%C3%B6sterreich_2023
[2]https://de.wikipedia.org/wiki/28._Nationalratswahl_in_%C3%96sterreich/Umfragen_und_Prognosen
[3]https://oe1.orf.at/player/20230130/706667
[4]https://www.zeit.de/gesellschaft/2023-02/fpoe-rechte-landtagswahl-niederoesterreich-afd-alpenpodcast
[5]https://www.goodreads.com/book/show/57986.The_Great_Disruption
[6]https://www.goodreads.com/book/show/18736925.Capital_in_the_Twenty_First_Century
[7]https://www.goodreads.com/book/show/22928874-rise-of-the-robots
[8]https://de.wikipedia.org/wiki/Anomie
[9]https://www.zeit.de/2023/06/allgemeine-dienstpflicht-gesellschaftsdienst-freiwillig
[10]https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/wiedereinfuehrung-der-wehrpflicht-in-schweden-16929652.html
[11]https://de.wikipedia.org/wiki/Initiative_Grundeinkommen
[12]https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Straubhaar
[13]vergleiche etwa die Schriften von Thomas Straubhaar
[14]https://www.theguardian.com/world/2023/jan/22/ageing-planet-the-new-demographic-timebomb
[15]https://www.ted.com/talks/kimberly_noble_how_does_income_affect_childhood_brain_development
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Bernhard SCHlink zuR ALLGEMEINEN DIENSTPFLICHT

2/4/2023

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Der Verfassungslist und Bestseller Autuor Bernhard Schlink erklärt in der Zeit, warum er der Meinung ist, dass die Gesellschaft zerfällt, und warum er glaubt, dass eine allgemeine Dienstpflicht für junge Staatsbürger dieses Problem lösen kann. Gemeinsam mit anderen hat er die Hertie-Stiftung beauftragt eine Bericht zu dieser Angelegenheit zu verfassen.

Herr Schlink spricht es nicht aus, aber er beschreibt den von Emile Durkheim erstmals dargestellten Zustand der Anomie. Warum er meint, dass eine allgemeine Dienstpflicht das Problem lösen könnte, kann ich nicht nachvollziehen. Sie ist bestenfalls eine vorbereitende Kollateralmaßnahme. Die wirklich Lösung, so bin ich fest überzeugt, ist ein bedingtes Grundeinkommen, dass durch eine Grund- und Bodenreform finanziert wird.

Das Thema der gesellschaftlichen Cohesion wurde von Peter Drucker in seinem letzten Buch vor 25 Jahren ausführlich als die große Herausforderung postindustrieller Gesellschaften beschrieben. Jeder an diesem Thema Interessierte, sollte sich mit den Gedanken dieses intimen Kenners der globalen Arbeitsmarktentwicklungen auseinandersetzen.
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REchtsanwalt und mediator Klaus Beck

11/19/2016

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Am 10. November war Klaus Beck bei mingong zu Gast. Der weitgereiste Rechtsanwalt und Mediator aus Freiburg erzählt wie er 1999 über Pakistan und Tibet nach Kunming gekommen ist und 2007 nach Berufstätigkeit in Beijing, China wieder verlassen hat. Wir schwelgen gemeinsam in unseren Erinnerungen an das damals wunderschöne Kunming und versuchen in China aufgeschlagene Ausländer in Orchideenfachstudenten, Romantiker, Pragmatiker, spirituell Suchende und Fachidioten zu kategorisieren. Klaus stellt fest, dass uns die eigene Offenheit, Menschen verschiedenster Hintergründe zu begegnen, einen Ort und eine Zeit als angenehm erscheinen lässt, und er stellt der chinesischen Kultur ein tolles Zeugnis aus, da er meint individuelles Balancefinden sei in China besser möglich als im Westen. Wir schneiden noch einige andere Themen an, bevor wir uns letztlich mit der Zukunft der Rechtsindustrie beschäftigen und über die Automatisierung des Rechtsstaates diskutieren.
Empfehlungen Klaus:
  • Ramesh Balsekar: "Consciousness speaks";
  • Nisargadatta Maharaj: "I Am That“;
Balsekar hat Klaus Beck rationale Zugänge zu einem eigentlich nicht derart erfassbaren Thema ermöglicht. Maharaj ist ein Klassiker, der ohne viel Rationalität alles aufs wesentliche runterbricht – was wiederum einen unmittelbareren aber weniger rationalen Zugang zum Thema Bewusstsein ermöglicht.
Klaus Beck glaubt, dass unsere Welt subjektiv sehr verschieden ist, und dass sie schön werden kann, wenn man seinen Geist entsprechend dafür öffnet. Den Zusammenhang zu AI sieht er in der Tat ein darin, dass diese Maschinen ja in gewisser Weise unsere inneren Prozesse abbilden. Denkprozesse in erster Linie, die lernen und sich anpassen. Er ist der Meinung, dass sich hier wechselseitige Lernprozesse ergeben könnten, wir also mit diesen technischen Hilfsmitteln auch mehr über unsere inneren Vorgänge, und damit eben genau darüber, was wir sind, lernen könnten.
  • Musik im Abspann: Franz Schubert, Impromptu D.899, Opus 90 – No.1 (Album: Maria Joao Pirez - "Le Voyage Magnifique)
 
Empfehlungen Knut:
  • Susan Etlinger zu unserer Verantwortung im Umgang mit Daten und der Notwendigkeit unsere Ausbildungssysteme auf Geisteswissenschaften neu auszurichten, um kritische Denkfähigkeiten zu schulen.
  • Charles Leadbeater zu einer Gesellschaft ohne Organisationen und einem veränderten Verständnis von Konsumenten zu Benutzern, die durch Gemeinschaften zu Erfindern und Produzenten warden.
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UPCYCLE DESIGNER JONAS MERIAN

11/2/2016

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Am 5. September traf ich den Schweizer upcycle designer Jonas Merian in seinem Atelier im Shanghaier Yangpu Bezirk für diese Aufnahme. Jonas hat mich als Person bereits kurz nach unserem Kennenlernen durch seine Produkte fasziniert. Seine berufliche Kreativität und sein unternehmerischer Wagemut sind bewundernswert. Erst später habe ich erfahren, dass er gelernter Orthopädietechniker und in die Designer Welt Shanghais quasi durch Zufall gelangt ist. Er ist einer jener Zeitgenossen, die vor Augen führen, wie die Liebe zum Handwerk ungeahnte Dimensionen eröffnen kann.
Empfehlungen Jonas:
Monocle entrepreneur podcast
Monocle entrepreneu radio
Monocle Guide to Good Business
Colors Magazine

Wer die Gästezimmer in Jonas und Ninas Studio in Shanghai benützen möchte, um die Stadt zu erkunden, kann diese hier buchen:
https://www.airbnb.com/rooms/6976610
https://www.airbnb.com/rooms/206715

Empfehlungen Knut:
Martin Fords 2015 Buch The Rise of Robots – Technology and the Threat of a Jobless Future auf Deutsch erschienen unter dem Titel Aufstieg der Roboter – Wie unsere Arbeitswelt gerade auf den Kopf gestellt wird und wie wir darauf reagieren müssen. Wer nicht das gesamte Buch lesen möchte, kann eine Rezension auf mingong.org lesen.
 
Wer ein positives Zukunftsszenario zum Theme Industrieautomation hören möchte, der kann sich den TED talk The next manufacturing revolution is here des französischen Industrie Analysten Olivier Scalabre runterladen. Der im Mai 2016 in Paris aufgenommene Talk erklärt zudem gut, was die vierte Industrierevolution alles umfasst. Das volkswirtschaftliche Konzept „nur Wachstum“ rettet uns, ist allerdings sehr fragwürdig.
 
Wer sich ein Bild machen möchte, wie sich Unternehmen derzeit mit big data, einer Vorstufe von artifizieller Intelligenz beschäftigen, der soll sich den dieses Monat ausgestrahlten McKinsey Podcast How advanced analyticts can drive productivity anhören.

Musik:
Arbeit; gesungen von Ostbahn Kurti; dt. sprachige Coverversion von Bruce Springsteens Factory aus dem Album Darkness at the Edge of Town
My name is Jonas von Weezer

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Finanzierung des Grundeinkommens 

9/22/2016

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VERERBTE BILDUNG UND SOZIALE MOBILITät

9/16/2016

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Der in Österreich mittlerweile weithin bekannte Lehrer und Autor Niki Glattauer hat ein neues Buch herausgebracht, welches die Miserie um soziale Mobilität und den Zugang zu Bildung beschreibt. Lösungen hat er offenbar keine gefunden. Der Wertverlust von Studienabschlüssen und die Tendenz zu Massive Open Online Courese (MOOC) sowie Competency-based Education (CBE) könnten ein Weg in Richtung mehr sozialie Mobilität und Chancengleichheit sein.

Hier seine Situationsaufnahme und der link zu einem Vorabdruck:

a) Reichtum gedeiht dort am besten, wo er schon ist. Geld kommt zu Geld, heißt ein Sprichwort.
b) Wer reich ist, sorgt dafür, dass er möglichst wenig davon hergeben muss. Mit dem Geld, das die Superreich-Konzerne wie Amazon, Apple, Starbucks, McDonalds etc. völlig legal in Steueroasen parken, um der Steuer zu entgehen, könnte man ganze Staatshaushalte sanieren.
c) Reichtum wird vererbt – und damit weiter eng gebündelt statt weit zerstreut.

d) Wissen und Bildung vermehren sich dort am besten, wo schon Wissen und Bildung sind. Was durch die Hirnforschung inzwischen nachgewiesen werden kann.
e) Wer Wissen und Bildung hat, sorgt dafür, dass er oder sie diese möglichst exklusiv haben. Ein trennendes Schulsystem und ein blühender Privatschulsektor (von der Nachhilfeindustrie ganz zu schweigen) sorgen dafür.
f) Wissen und Bildung werden vererbt, und zwar in den Elternhäusern.

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WARUM wir bald EWIG ARBEITEN

8/20/2016

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Wie bitte? Rente mit 69! Kriegen wir nach den Alt-68gern jetzt die Alt 69ger? Sigmar Gabriel nannte die Idee schon mal „bekloppt“ und hatte sichtlich Mühe, den Mittelfinger unten zu halten. Sollen wir etwa ewig arbeiten? Nur weil sich die Rente anders nicht finanziert? Andererseits: Ist es wirklich so toll, in Rente zu sein? Viele Ehen werden ja schwer belastet, wenn der Mann auf einmal ständig zu Hause rumhockt und seiner Frau im Weg ist. Auch die Klimabilanz leidet unnötig, wenn Rentner ständig nach Mallorca fliegen, um Last-Minute-Rabatte auszureizen. Vielleicht hilft etwas Flexibilität da weiter?
Die pauschale Rente mit 69 ist natürlich Quatsch. In diesen fortschrittlichen Zeiten verrät doch ein rascher Blick auf die DNA die Lebenserwartung. Wer noch lange zu leben hat und eine leichte, sitzende Tätigkeit ausübt, etwa Buchhalter, Sachbearbeiter oder Vorstandsvorsitzender, der kann schon mal etwas länger schaffen. Wer schwere Arbeiten verrichtet und eh einem frühen Ende geweiht ist, kann eher Schluss machen. Wenn es um eine nachhaltige Finanzierung der Rente geht, könnte man auch gewisse Exit-Strategien fordern nach dem Motto: Sie können schon mit 60 in Rente gehen, wenn Sie sich verpflichten viel rotes Fleisch, viel Alkohol, viel Zucker und viele Zigaretten zu konsumieren und möglichst besoffen Angeln zu gehen oder an Base Jump Wettbewerben teilzunehmen.
Individualität ist gefragt. Es setzt natürlich eine gewisse Reife voraus, mit derartigen Prognosen umzugehen. Wenn der Arzt dann sagt: „Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie. Sie können schon mit 63 in Rente gehen! Genießen Sie bitte diesen Sommer noch ausführlich.“ Aber auch die andere Nachricht hat einen Wermutstropfen. „Ich habe eine schlechte und eine gute Nachricht für Sie: Ihre Rente beginnt erst mit 104 Jahren…

Gastkommentar von Finanzkabarettist Chin Mayer

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Weniger Arbeiten, mehr Leben

8/15/2016

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Der 54 jährige Bremer Felix Quadflieg ist Pädagoge und Gründer des Vereins Otium zur Förderung des Müßiggangs. Er wird in einem Kurzfilm des SWR als Mensch porträtiert, der nur soviel arbeitet wie er zum Überleben benötigt, und seine somit geschaffenen Freiräume verwendet, um sein Leben zu genießen. Er hat die Fortpflanzung verweigert und sich bereits mit 23 Jahren sterilisieren lassen. Ist sein Lebenstil auch für Menschen mit Kindern möglich? Wo stünde unsere Gesellschaft, wenn alle so leben wie er? Gäbe es technologischen Fortschritt? Würden Menschen überhaupt arbeiten? Ein Portrait, das zum Nachdenken anregt.
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Grundsicherung: Ist der MENSCH REIF DAFÜR?

6/5/2016

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Wie sagt man? Mit vollen Hosen ist gut stinken. Aber dennoch: Die Schweizer waren mutig und haben als erste Nation das Volk über eine bedinungslose Grundsicherung abstimmen lassen. Die Einführung wurde heute abgelehnt, 22% der Schweizer stimmten jedoch dafür. Das Ergebnis war vorherzusehen und wird hier in der NZZ analysiert. Die Initiatoren können sich den Anstoss einer breiten Diskussion dieses zukunftsweisenden Themas auf die Fahnen heften.

Die Zeit kommentiert die Schweizer Volksabstimmung zur Grundsicherung und verknüpft die pro und kontra Standpunkte mit einer gelungenen Animation zum Thema. Ideal um sich zum Grundeinkommen eine ersten Überblick zu verschaffen. Weiterführende Informationen zur Initiative Grundeinkommen sind für die Schweiz, Österreich und Deutschland auf den jeweiligen Länderwebsiten zu finden. Der Schweizer Webauftritt ist besonders informativ, weil er verschiedenste Meinungen in Kurzvideos festhält und ausführlichere Texte von Autoren unterschiedlichster Lebenswege anbietet.

Was ich in der Diskussion auch nach längerem Suchen vermisse, sind Überlegungen zu den Begleitmassnahmen. Die Einführung einer bedingungslosen Grundsicherung ohne Begleitmassnahmen stammt ähnlich wie Merkels bedingungsloses Öffnen der Grenzen und Willkommenheissen von krisengeschüttelten Flüchtlingen dem naiven Idealismus einer westlichen Gutmenschkultur. Die europäische Migrationspolitik des Jahres 2015 hat ohne Begleitmassnahmen zu einem weiteren Erstarken der extremen Rechten geführt - mögliche Begleitmassnahmen habe ich Ende 2015 beschrieben. Eine bedingungslose Grundsicherung führt ohne Begleitmassnahmen zu ebenso unerwünschten Konsequenzen. Warum? Weil nicht jeder Mensch mit seiner Freiheit umgehen kann.
 
Um keine Zweifel aufkommen zu lassen: Ich befürworte die Grundsicherung ebenso wie Solidarität gegenüber Flüchtlingen. Die Menschheit steht in den kommenden zwei Dekaden vor einer enormen Umwälzung des Arbeitsmarktes und muss sich für ein neues Modell der Arbeits- und Einkommensverteilung entscheiden. Einige Autoren haben in den letzten Jahren zu diesem Thema mit interessanten Gedanken gemeldet. Der Amerikanische Ökonom Tyler Cowen beschreibt in seinem 2013 Buch Average is Over: Powering America Beyond the Age of the Great Stagnation, die drastische Veränderung der Volkswirtschaften, welche nur mit einem neuen Gesellschaftsvertrag beantwortet werden kann. Der Unternehmer Martin Ford beschreibt in Rise of the Robots – Technology and the Threat of a Jobless Future, dass das Ende der Arbeit wie wir sie kennen vor der Tür steht, und ein Grundeinkommen notwendig ist, um Konsum als wesentliche Säule eines Wirtschaftssystmes nicht zu schwächen.
 
Die Grundsicherung ist eine Notwendigkeit, die sich in den kommenden Jahren im mainstream verankern wird. Ich bin aber auch der Überzeugung, dass diese nicht bedingungslos sein darf; die Grundsicherung wird ansonsten zu einem Sozialkonzept marxistischer Natur, und wir wissen aus empirischer Erfahrung, dass der Marxismus ökonomisch am Wesen des Menschen gescheitert ist. Dieses Experimentes bedarf es kein zweites Mal.
 
Mein unausgereifter Ansatz von notwendigen Begleitmassnahmen geht in Richtung von Zulagen für abgeschlossene Ausbildungen und soziales Engagement. Man könnte hier dem Beispiel des tertiären Bildungssektors folgen, welcher europaweit das European Credit Transfer System, kurz ECTS, anwendet. Ziel eines derartigen Punktesystems ist das Individuum in seiner grenzenlosen Freiheit zur Bildung und zum sozialen Engagement zu motivieren.
 
Notwendigkeit dazu besteht. Die westliche Psyochologie und Psychiatrie beklagt ein stabiles Ansteigen von pathologischen Störungen und namhafte Vertreter dieser Fachrichtungen wie etwa Martin Seligman machen dafür das gesteigerte Ich zu Kosten eines geschwundenen Wir verantwortlich. Ebenso diskutieren weltweit Pädagogen, warum westliche Industriegesellschaften mit hohen Lebensstandards in standardisierten Bildungstests schlechter als die östlichen abschneiden. Selbst wenn man so wie ich PISA Tests kritisch gegenübersteht, so muss man doch mit Missmut konstatieren, dass das allgemeine Bildungsniveau nicht eben am ansteigen ist. Ja, wir konsumieren mehr und mehr Information, am besten passiv und happengerecht, aber wieviel Wissen oder noch besser, wieviel Weisheit bleibt dabei in unseren Ganglien hängen?
 
Wissenschaftlich fundierte Begleitkurse zur Persönlichkeitsentwicklung könnten helfen. Unternehmen wie SAP geben für Kurse wie Search Inside Yourself jährlich Unsummen für die Entwicklung ihrer Mitarbeiter aus, um als Organisation innovativer und kompetitiver zu werden, und zufriedene Mitarbeiter bei ihrer Selbstverwirklichung zu unterstützen. Der Staat sollte die Empfänger einer Grundsicherung zur Absolvierung derartiger Kurse verpflichten. Schliesslich muss es auch im Interesse des Staates sein kompetitiver zu werden und seine Bürger bei der Selbstverwirklichung zu unterstützen.

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